Stadtteilmanagement
Heidenau-Nordost

Hinter den Kulissen: Gemeindevollzugsdienst

Bei meiner nächsten Station war es angebracht die Rennsemmeln unter die Füße zu schnallen. Mein Ziel war jedoch nicht der örtliche Laufverein, sondern der Gemeindevollzugsdienst des Ordnungsamtes. Im Volksmund oft als „Politessen“ (die männlichen Kollegen sollte man der Korrektheit nach laut Duden als „Politeure“ betiteln) verschrien, gehören die KollegInnen in der öffentlichen Wahr-nehmung wohl leider nicht zu den beliebtesten Stadtvertretern. Das liegt jedoch nicht daran, dass sie schlechte Arbeit leisten, sondern vielmehr, dass man mit ihnen oft nur etwas zu tun hat, wenn einem selbst ein Fehler unterlief. Und genau in diesen Situationen spielen eben oft auch Emotionen eine große Rolle.

Die Kollegen des GVD sind täglich auf den Straßen Heidenaus unterwegs.

Ob die Damen und Herren vom GVD nun wirklich den ganzen Tag nur entspannt spazieren gehen und wahllos Knöllchen verteilen, wollte ich einmal selbst herausfinden und bei der Gelegenheit auch in Erfahrung bringen, was es mit diesem einen ganz speziellen Auto auf meinem Stammparkplatz auf sich hat.

Die unauffällig dunkel gekleideten Zweierteams drehen mehrmals täglich ihre Runden. Auf unserem Plan stand die „Sparkassenrunde“, wie sie intern genannt wird. Konkret handelte es sich um eine etwa 7km lange Strecke quer durch das Fördergebiet „Nordost“ mit allerlei Parkflächen, Spielplätzen und Parks auf der Route, welche kontrolliert werden sollten.

Auf die Einhaltung der Spielplatzordnung wird besonders Wert gelegt.

Natürlich gehört es auch zu den Aufgaben, Falschparker zur Kasse zu bitten, jedoch stellt dies wirklich nur einen winzigen Bruchteil des Aufgabengebiets dar und geschieht eher nebenbei als gezielt. „Auf der Jagd“ ist hier wirklich niemand und es ist auch nur ein weit verbreitetes Gerücht, dass die KollegInnen vom Ordnungsamt nach „Erfolgsquote“ bezahlt werden.

Auf die Einhaltung der vorgeschriebenen Parkzeit sollte immer geachtet werden.

Zum Aufgabenspektrum gehört eine Vielzahl an Bereichen. Regelmäßig kommt es zur Prüfung (und bei Verstoß natürlich auch „Erinnerung“) der Anliegerpflichten. Grundstückseigentümer müssen dafür sorgen, dass etwa angrenzende Gehwege ohne Hindernisse, wie etwa überhängenden Baumwuchs oder Stolperfallen durch Wurzeln, benutzt werden können und auch unschöner Wildwuchs regelmäßig beseitig wird. Auch gehört beispielsweise das Kontrollieren und Durchsetzen der Spielplatz- und Parkordnungen zur täglichen Routine. Wenn Hundebesitzer auf dem Spielplatz Gassi gehen oder Jugendliche wilde Trinkgelage feiern, muss auch konsequent eingegriffen werden.

Gerade jetzt, wenn viel gebaut wird, müssen die Damen und Herren vom GVD ebenfalls regelmäßig prüfen, ob die Bauunternehmen die vorher genehmigten Verkehrskonzepte, welche etwa Umleitungen und Beschilderungen umfassen, auch korrekt umsetzen.

Trotz passender Farbe hat der Halter des blauen KFZ das Schild wohl übersehen.

Neben all den Routineaufgaben wird der GVD jedoch auch bei außergewöhnlichen Spezialaufgaben gefordert. Das ist beispielsweise der Fall, wenn halterlose oder kranke Fundtiere eingefangen und bei Bedarf ärztlicher Versorgung zugeführt werden. Besonders anspruchsvoll wird es, wenn bei Verstorbenen ohne bekannte Angehörige wichtige Dokumente gesucht werden müssen oder der längst nicht mehr funktionierende Kühlschrank samt mittlerweile lebenden Inhalt geleert werden muss. Man sollte also definitiv bereit sein, sich im Ausnahmefall auch einmal wortwörtlich die Finger schmutzig zu machen.

Und in ganz harten Fällen sind die Kollegen vom Ordnungsamt auch gern einmal Streitschlichter auf dem Spielplatz, wenn die Schaukel dauerhaft besetzt ist und die ersten Tränen bereits fließen.

Der Gemeindevollzugsdienst ist für viele HeidenauerInnen im Stadtbild ein Ansprechpartner für die unterschiedlichsten Belange und leider oft auch zu Unrecht Prügelknabe. Unschön ist natürlich wenn es dann regelmäßig zu üblen Beschimpfungen auch unterhalb der Gürtellinie kommt.

Ein Lob der Kollegen vom GVD möchte ich gern an alle LeserInnen weitergeben: Ich ging davon aus, dass es besonders während des Corona-Lockdowns und beispielsweise der Spielplatzschließungen zu vielen Verstößen kam. Doch in Wirklichkeit verhielten sich die HeidenauerInnen äußerst verantwortungsvoll und es mussten nur einzelne Ermahnungen ausgesprochen werden.

Wenn der Kollege so an Ihrem Fahrzeug steht, ist es leider oft zu spät.

Und was hat es nun mit dem erwähnten Auto auf sich? Das seit vielen Monaten unbewegte und dezent fahruntüchtig wirkende Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen ist den KollegInnen vom GVD natürlich längst bekannt. Die Recherche ergab jedoch, dass es ganz legal zugelassen ist und an der gewählten Stelle auch stehen darf. Vermutlich wird es dort also auch noch eine ganze Weile stehen bleiben.

An der Vegetation erkennt man, dass das Fahrzeug hier schon lange steht.

Jedes Mal pünktlich zum Feierabend auf dem Weg zum Parkplatz werde ich meine Fantasieerzählung (zum Ursprung und der Geschichte dieses Autos) rund um ausländische Agenten und wilde Verfolgungsjagden auch zukünftig ein Stückchen weiterspinnen.

Denn es kann doch schließlich kein Zufall sein, dass die Dienstzimmer des Ordnungsamtes im Rathaus alle mit einer Doppel-Null beginnen…