Stadtteilmanagement
Heidenau-Nordost

Hinter den Kulissen: Die Verkehrshelfer

Als sich mein Wecker 2 Stunden früher als gewohnt meldete, bekam ich zumindest einen ersten winzigen Eindruck von dem, auf was sich unsere ehrenamtlichen VerkehrshelferInnen vom Nachbarschaftsverein Heidenau jeden Schultag einlassen. Für meinen Besuch habe ich mir die Stelle an der Dresdner Straße ausgesucht, um den Berufsverkehr am frühen Morgen einmal hautnah erleben zu können. Schon als ich um die Ecke bog, sah ich die beiden Frauen mit ihren neongelb reflektierenden Westen und Mützen am „nicht vorhandenen Fußgängerüberweg“ stehen. Mit ihren Verkehrskellen hat das Ganze schon etwas sehr offizielles und ist zumindest ein Versuch, von den vielen vorbeirauschenden Fahrzeugen an einer recht unübersichtlichen Stelle frühzeitig gesehen zu werden.

„Wir stehen jeden Morgen hier, auch bei Wind und Wetter.“, verrät mir eine der beiden Helferinnen. „Heute ist es schön sonnig, aber im Herbst und Winter bei Kälte und Niederschlag ist es manchmal wirklich schwer.“, fügt die andere hinzu. „Wir können ja auch nicht einfach mit einem Schirm hier stehen und sind deswegen manchmal am Ende unserer Schicht völlig durchnässt.“, erklärt man mir und ich erahne, dass es eben nicht nur ein entspanntes „an-der-Straße-herumstehen“ ist.

An dieser Stelle überqueren viele Schulkinder aus dem gegenüberliegenden Wohngebiet die Straße. Die Verkehrshelfer sorgen dafür, dass dabei nichts passiert und jeder letztlich gesund und munter in der Schule ankommt. „Da es hier keinen Fußgängerüberweg gibt, halten wir bei Bedarf den Verkehr an und lassen die Kinder die Straße überqueren.“, erklärt man mir. Immer wieder werden die Beiden von Kindern und Eltern gegrüßt und es entstehen kurze Gespräche. Die Frauen sind hier bekannt und ihr Ehrenamt und Engagement wird von den betroffenen Familien sehr geschätzt. Die Verkehrssituation vor Ort ist wirklich schwierig gestaltet. Die Verkehrshelfer-Hinweisschilder sind teilweise von Bäumen verdeckt und gerade in den dunklen Jahreszeiten ist die Straßenbeleuchtung an dieser Stelle nicht ausreichend. Dazu kommt, dass parkende Autos die Helferinnen am Straßenrand leicht verdecken.

Problematisch gestaltet sich ebenfalls, dass das geltende Tempo 30 nur wenige Meter hinter den Schülerlotsen aufgehoben wird und viele AutofahrerInnen bereits weit vorher beschleunigen.

Ich selbst war überrascht, wie einschüchternd es sein kann, am Straßenrand zu stehen, wenn Busse und LKWs vor einem vorbeirauschen.

Gerade wenn man sich vor Augen hält, dass die Verkehrshelfer an den verschiedenen Stellen alle ehrenamtlich arbeiten, ist diese Tätigkeit nicht genug zu würdigen. Doch immer wieder gibt es leider unschöne Momente. AutofahrerInnen geben wenige Meter vorher provozierend gas oder fahren absichtlich durch Pfützen vor den Helferinnen. „In den letzten Jahren ist das aggressive Verhalten uns gegenüber zunehmend schlimmer geworden und man kann schon fast froh sein, wenn es sich „nur“ um verbale Beschimpfungen handelt.“, erfahre ich leider. Ein gern gesehener Tropfen auf den heißen Stein war dann jedoch ein Familienvater, der den Verkehrshelferinnen zwei heiße Kaffees vorbeibrachte.

Engagierte Ehrenamtler zu finden gestaltet sich zunehmend schwierig. Und noch schwieriger ist es, sie motiviert bei der Sache zu halten. Die beiden Frauen erledigen ihre Aufgabe aus voller Überzeugung. Anders ist es wohl auch nicht zu erklären, den Spaß bei der Sache trotz der vielen kleinen Rückschläge zu bewahren.