Stadtteilmanagement
Heidenau-Nordost

Hinter den Kulissen: Bürgermeister

Zum Fast-Abschluss meiner 2020er Artikelreihe habe ich mir etwas Besonderes ausgesucht. Nachdem er mich Anfang des Jahres als neuen Stadtteilmanager begrüßte, besuchte ich unser Stadtoberhaupt einmal als Revance in seinem Büro im Rathaus.

An seinem Schreibtisch verbringt Jürgen Opitz mehr Zeit als ihm lieb ist. Vielmehr möchte er im direkten Bürgerdialog sein.

„Was treibt ein Bürgermeister eigentlich, wenn er coronabedingt nicht den ganzen Tag repräsentativ Hände schütteln kann?“ Mit dieser provokanten Frage begrüßte ich Jürgen Optitz bei unserem Treffen. Mein Schmunzeln verriet ihm wohl jedoch auf den ersten Blick, dass diese Frage nicht ganz ernst gemeint war. „Meine Aufgaben sind vielfältig und da sorgt das Wegfallen des Händeschüttelns auch dafür, dass man endlich einmal Zeit für Dinge findet, die sonst oft etwas zu kurz kommen.“, entgegnete er mir und ich hatte direkt einen Aufhänger für das Abarbeiten meines umfangreichen Fragenkataloges.

„Welche Aufgaben bringt das Bürgermeisteramt mit sich?“ Bereits nach wenigen Augenblicken merkte ich, wie naiv diese Frage und meine bisherige Auffassung der Position doch gewesen war. Denn Herr Opitz kam aus dem Aufzählen der verschiedensten Tätigkeiten und Verpflichtungen gar nicht mehr heraus. Die Liste wurde immer länger.

Regelmäßig besucht der Bürgermeister die regionalen Firmen, wie hier etwa die SUSA S. Sauer & Co. KG

„Mir ist es wichtig, Angebote zu machen!“, betonte Opitz. „In einer kleinen Stadt wie Heidenau ist es tatsächlich möglich, mit seinem Anliegen bis zum Bürgermeister vorzudringen. Das ist nicht selbstverständlich. Da mir das viel bedeutet, biete ich beispielsweise meine individuellen Bürgergespräche an.“, fuhr er fort. Er erklärte mir, dass jeder einen Termin vereinbaren kann, um im Idealfall gemeinsam eine mögliche Lösung für das jeweilige Anliegen zu finden. „Manchmal sind das Dinge, an denen ich leider nichts ändern kann, wie Knöllchenärger, aber oft findet man im gemeinsamen Gespräch für viele andere Dinge einen Lösungsansatz. Oder zumindest Verständnis.“, erklärte mir Jürgen Opitz.

Bei seinen Besuchen nimmt er dabei jedes Detail ganz genau unter die Lupe.

Neben den Bürgerbelangen ist Herr Opitz aber natürlich auch erster Ansprechpartner für seine eigenen Mitarbeiter und die verschiedensten Ämter der Stadt. „Um viele kleinere Belange kümmere ich mich oft selbst. Einfach weil es schneller und effektiver ist.“, fügte der Bürgermeister hinzu und erklärte weiter, dass er natürlich auch in vielen Beratungen und Abstimmungen unabdingbar ist. Sei es in den verschiedenen Ämtern im Rathaus oder mit den Fraktionen im Stadtrat.

„Daneben gehört aber natürlich auch die zu erwartende Schreibtischarbeit zu meinem Alltag im Rathaus. Jeden Tag wollen gut zwei Dutzend E-Mails beantwortet und eine Vielzahl Dokumente unterzeichnet werden.“, erklärte er mir.

„Mir ist es wichtig, dass die Heidenauer-Innen verstehen, dass alle städtischen Entscheidungen immer einen Spagat zwischen den Interessen Einzelner und dem Allgemeinwohl darstellen. Natürlich kann dabei nicht jedem Recht getan werden. Ich kann dabei nur für Verständnis werben und zum offenen Gespräch einladen.“, machte Herr Opitz noch deutlich. Er betonte, dass er sich dafür regelmäßig Zeit schaffen möchte, da in diesen Gesprächen viele Irrtümer ausgeräumt werden können. „Face-to-Face, wie man so schön sagt! Und nicht in anonymen Facebook-Gruppen.“, betonte er noch mit besonderem Nachdruck.

Auch im Radio ist Jürgen Opitz wortwörtlich die Stimme der Stadt und ihrer BürgerInnen, wie hier bei einem Pressetermin zur Sanierung des Lugturms.

„Meine liebsten und mir persönlich auch wichtigsten Termine sind die persönlichen Gespräche. Vor Corona (Und hoffentlich auch danach wieder!), war ich zwei bis drei mal die Woche zu Besuch bei HeidenauerInnen. Dabei gratuliere ich den 90jährigen zum Geburtstag oder auch mal zur diamantenen Hochzeit. Für solche Anlässe nehme ich mir mindestens eine Stunde Zeit und wenn ich die Menschen dann zu Hause besuche, entstehen oft sehr persönliche und intensive Gespräche.“, erklärte mir Jürgen Opitz. „Dieser Austausch ist mir unglaublich wichtig und bei den Älteren kann ich oft sogar noch etwas aus deren Erfahrung und Weisheit lernen.“, fuhr er fort.

Besonders der Nachwuchs freut sich, wenn der Bürgermeister beispielsweise an der Eröffnung des Spielplatzes auf dem Fritz-Gumpert-Platz teilnimmt.

Aber nicht nur um die Älteren kümmert sich der Bürgermeister persönlich. Auch die Jüngeren können ihn „live und in Farbe“ erleben. In den 9. Klassen gibt Herr Opitz traditionell eine Doppelstunde zum Thema Kommunalpolitik. „Es ist ganz wichtig, bereits früh Interesse und Verständnis für politische Abläufe zu schaffen und somit den Grundstein für spätere Mitbestimmung zu legen.“, erläuterte mir der Bürgermeister.

Obwohl ich als Stadtteilmanager oft mit Herrn Opitz zu tun habe, war ich überrascht, wie vielseitig seine Aufgaben in Heidenau doch sind. Und oft sind es die kleinen, unbedeutend wirkenden Dinge, die doch letztlich so wichtig sind.

Bei einem Pressetermin zum Neubau der Kita Weststraße erläutert Herr Opitz die Baupläne.

Ich habe verstanden, dass unser Bürgermeister sein Rathaus offen und transparent gestalten möchte. Sicher sehen das einige anders, aber eben genau diese sind jederzeit herzlich zu einem persönlichen Dialog eingeladen.

Zum Abschied bot ich Herrn Opitz noch an, einmal die Arbeitsplätze zu tauschen. Eine Zusage blieb er mir schuldig, obwohl diese Frage im Gegensatz zu meinem Gesprächseinstieg natürlich völlig ernst gemeint war. Aber vielleicht erkennt man an dieser Reaktion auch nur, dass ihm die HeidenauerInnen viel Wert sind und nicht jeder x-beliebige im Bürgermeister-Sessel sitzen sollte.