„Im nächsten Leben werde ich Bademeister! Da bräunst du dich ein halbes Jahr in der Sonne und hast die restliche Zeit frei!“ Mit dieser Einstellung kam ich zu meinem Besuch im Albert-Schwarz-Bad. Doch mit Bräunen war nicht viel und ich hätte besser meine Badesachen einpacken sollen. Nicht um definitiv der erste Badegast der großen Jubiläumssaison zu sein, sondern weil es in Strömen regnete. Aber viel Freude hätte ich beim Baden auch nicht gehabt, denn zu meiner Überraschung war gar kein Wasser im Becken und es tummelten sich nur eine handvoll völlig durchnässter Mitarbeiter in einer befremdlich wirkenden Edelstahlschale und brachten diese mit Hochdruckstrahl und Chemie wieder auf Vordermann.
„Da staunst du nicht schlecht, oder? Unsere erste Aufgabe vor der Badesaison ist nicht etwa das Füllen der Becken, sondern das Ablassen des alten Wassers!“ Mit diesen Worten begrüßten mich Marko Paeslack und Lars Franke. Wie ich erfuhr, wird das Wasser im Winter im Becken gelassen, um mit dessen Gewicht ein Herausdrücken des Beckens durch den Grundwasserspiegel zu verhindern. Ein unschöner Nebeneffekt ist allerdings, dass sich im Herbst und Winter so allerhand Laub und Schmutz ansammeln. Im Nachbarbecken bemerkte ich auch direkt den etwas unangenehmen Geruch der „grünen Brühe“.
„Das leere Becken wird gründlich gereinigt und Verschleißteile, wie Dichtungen oder Düsen, werden ausgetauscht.“, erfuhr ich weiter. Erst dann wird neues Wasser eingeleitet und die große Filteranlage gestartet. Als kleiner Zahlenfetischist wollte ich natürlich sofort wissen, über wieviel Wasser wir sprechen und war überrascht, dass es mit dem Feuerwehrschlauch mehrere Tage dauert, bis der Beckenrand erreicht ist.
Doch nicht nur im Becken wurde gearbeitet, denn zum „Frühjahrsputz“ gehört auch die Instandsetzung aller Gebäude und Anlagen. So wurde an der einen Ecke im Gastro-Bereich der Imbisscontainer neu lackiert und anderswo die große Hütte für Veranstaltungen renoviert.
Im Gespräch mit den Verantwortlichen wurde mir langsam klar, dass der Bademeister vielmehr ein Bad(e)meister ist und der offensichtliche Dienst am Beckenrand nur einen winzigen Bruchteil des Berufs wiederspiegelt. Vielmehr ist er (oder natürlich auch sie!) ein „Mädchen für Alles“.
Hinter den Kulissen warten neben dem riesigen Technikteil mit regelmäßigen Wartungen und Reparaturen auch eher lästige Arbeiten, wie Buchhaltung, Dienstplanung und klassische deutsche Bürokratie mit all ihren Facetten.
Mit „Technik“ war im Gespräch auch direkt mein Stichwort gefallen, denn natürlich wollte ich einmal einen Blick in die Bereiche werfen, die dem Badegast verwehrt bleiben. Unter dem eigentlichen Badebereich verbirgt sich, versteckt hinter einer unscheinbaren Tür, noch eine „geheime“ Parallelwelt, die den Spaß im kühlen Nass überhaupt erst ermöglicht.
Allein für das Thema „Chlor“ ist eine beeindruckend umfangreiche Anlage zuständig. Zusätzlich zu den regelmäßigen händischen Proben wird hier kontinuierlich die Wasserqualität geprüft und angepasst. Doch der Chlorgehalt ist nicht der einzig entscheidende Parameter, denn auch Werte, wie Wasserhärte und pH-Wert, sind wichtig. Besonders da ich selbst Chemie in der 10. Klasse abgewählt hatte, war ich erneut beeindruckt, wie vielseitig und tiefgehend der Beruf des „Bademeisters“ eigentlich ist.
So richtig faszinierend wurde es dann im Nebenraum mit den riesigen Filtern, massiven Pumpen und einem wahren Labyrinth aus schier endlosen Rohrleitungen. (Mein Kamerawinkel war schlicht nicht weit genug, um diese Ausmaße auch nur annähernd einfangen zu können.) Wie ich erfuhr, wird hier ganz anders als mit den Becken verfahren. Denn zum Frostschutz werden alle Pumpen und Leitungen im Winter wasserfrei gemacht. Um die neue Rutsche betreiben zu können, wurde eine zusätzliche Pumpe Installiert.
Kurz vor Eröffnung werden dann schließlich noch die vielen Sportanlagen und Spielplätze gewartet, die Grünflächen aufgehübscht sowie (für mich natürlich ganz wichtig!) die Gastro-Ecke startklar gemacht.
Die langerwartete erste Ankunft im Auslaufbecken der neuen Rutsche stellt gleichermaßen den Abschluss der langen Vorbereitungsarbeiten dar und den Startschuss in eine ganz bestimmt erfolgreiche Badesaison mit vielen lachenden Gesichtern, die den vorherigen Stress schnell vergessen lassen und die Arbeit des Teams dankend belohnen.
Und wenn Sie das nächste mal einen der Kollegen am Beckenrand erspähen, dann sehen Sie diesen Beruf hoffentlich ein wenig vielschichtiger als ich zu Beginn meiner Recherche.
Über das Thema „Hinter den Kulissen im Bad“ gibt es noch so viel Spannendes zu berichten und da der Platz hier nun leider zur Neige geht, werde ich das Bad-Team noch über die gesamte Jubiläumssaison hinweg begleiten. Natürlich völlig uneigennützig 🙂
Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, denn ich habe noch einen Rutschenrekord zu brechen…