Stadtteilmanagement
Heidenau-Nordost

Hinter den Kulissen: AWO Jugendwerkstatt

Mit dem Auto aus Richtung Dresden kommend, sind mir schon häufiger die schönen hölzernen Spielplatzobjekte am Rand des AWO-Geländes aufgefallen. Dass dort primär Dinge aus Holz entstehen war mir irgendwie klar, aber was genau dahinter steckt und wie die Sachen entstehen, wollte ich einmal im Selbstversuch herausfinden.

Beim Rundgang durch die beiden Werkstätten und das große Freigelände erfuhr ich vom Einrichtungsleiter, dass die Jugendwerkstatt einem guten Dutzend junger Erwachsener mit verschiedensten Problemlagen die Möglichkeit bietet, soziale und berufliche Kompetenzen zu entwickeln und einen Zugang zu geregelten Strukturen zu finden. Über die handwerkliche Komponente wird dies über einen längeren Zeitraum ohne Druck nachhaltig realisiert.

Im Eingangsbereich sieht man eine Auswahl verschiedener Ergebnisse.

Vorbei an der dekorativen Wand mit den dutzenden an Vogelhaustypen ging es weiter in die andere Halle, wo mich bereits zwei Jugendliche und einer der Ausbilder erwartungsvoll begrüßten. Glücklicherweise wirkte die Tagesaufgabe nicht sonderlich filigran. Die Frage, ob ich schon einmal mit einem Akkuschrauber gearbeitet habe, beantwortete ich natürlich selbstbewusst mit „ja“. Wobei ich vielleicht nach ein paar mehr Details hätte erfragen sollen. Auf dem Plan stand die Montage einer „Nagelhütte“.

Die langen Schrauben im Holz zu versenken sieht einfacher aus als es ist.

Letztlich kann man sich darunter ein solides Holzgestell in der Größe eines Hundepalastes vorstellen, an welchem Kinder auf kreative Art und Weise verschiedenste Bretter und Latten befestigen können. Im Anschluss wird der ganze Spaß dann wieder demontiert und die nächste Gruppe kann sich frei austoben.

„Also keine Zeit verlieren und loslegen“ lautete die Devise. Spätestens als ich die 20cm langen Schrauben in der Kiste sah, überlegte ich, ob ich meine vorherige Antwort noch einmal relativieren solle. Aber man möchte sich ja schließlich auch nicht die Blöße geben. (Den Fakt, dass mein bisheriges handwerkliches Großprojekt das Befestigen einer Gardinenstange war, welche einige Wochen später spontan und ohne Ankündigung von der Wand fiel, verschwieg ich bewusst.)

Ich möchte das Ganze ein wenig abkürzen. Nur soviel: Die Kombination aus dickem Holzbalken, Akkuschrauber und 20cm-Schraube ist nicht der Selbstläufer, den ich erwartete. Aber: Die Hütte steht! Zu verdanken ist das jedoch vorrangig den geübten Jugendlichen und nicht zuletzt auch dem geduldigen Ausbilder, welche das ganze trotz mir als Handicap routiniert verschraubt haben.

In der Werkstatt warten auch große Projekte auf ihre Fertigstellung.

Was mir sofort auffiel war, wie selbstständig die Jugendlichen vor Ort arbeiteten. Mein Eindruck war, dass die Jugendlichen sich wohl fühlen. Hier wird ihnen auf Augenhöhe begegnet und eigenverantwortliches Arbeiten durch sichtbare Ergebnisse belohnt.

Wie auf jeder guten Baustelle plauderten wir nach getaener Arbeit noch ein wenig über mögliche zukünftige Projekte in der Jugendwerkstatt.

Anhand von Modellen werden große Bauprojekte im Vorfeld visualisiert.

Ich selbst bin ja für jede neue spannende Idee der Akteure im Gebiet dankbar und unterstütze gern wo auch immer es geht.

Der Einrichtungsleiter Herr Bula konnte mich gleich mit mehreren Ansätzen begeistern: Aktuell wird begonnen, einen alten Bauwagen für die hauseigene Lernimkerei zu restaurieren. Dort sollen zukünftig Gruppen die Möglichkeit erhalten, alles Wissenswerte zum Thema Bienen und Honig praktisch zu erfahren. Meine Honigkostprobe habe ich bei meinem Besuch natürlich direkt reserviert!

Ebenso wird der Naturerlebnispfad wieder auf Vordermann gebracht und der Abenteuerspielplatz hergerichtet. Auf dem wunderschönen Außengelände bietet sich ebenso die Möglichkeit, dieses, ganz abseits der Hauptstraße, für Projekttage, Ausflüge, Feiern oder handwerkliche Lernprojekte zu nutzen. Die Sitzgelegenheiten und die Grillecke samt Ofen laden jedenfalls sehr dazu ein.

Ganz unter uns verriet mir Herr Bula noch, dass er gern eine Art „Bürgerwerkstatt“ ins Leben rufen würde, in welcher sich die HeidenauerInnen ausprobieren sollen und selbstständig unter fachkundiger Anleitung bauen, reparieren und vor allem lernen können.

An Ideen mangelt es dem Team jedenfalls nicht, soviel steht fest!

Das große Außengelände liegt gut versteckt abseits des Verkehrstrubels und bietet vielfältige Möglichkeiten für spannende Besuche und kleine Entdecker.

Wie kann ich meinen erlebnisreichen Tag bei der AWO Jugendwerkstatt zusammenfassen? Zum Einen habe ich mich weder verletzt noch irgendetwas kaputt gemacht. Aber zum Anderen, noch viel wichtiger, habe ich ein Team von Ausbildern und eine Gruppe Jugendlicher kennengelernt, die in den Werkstätten ganz großartige Projekte realisieren. Und wenn man dann noch von den kleinen Erfolgsgeschichten rund um gefundene Lehrstellen, gerichtete Lebensläufe und persönliche Entwicklung hört, dann sehe ich eine Institution, die für das Leben im Quartier unerlässlich ist.